kognitive Hörtherapie
Hören mit Köpfchen,
denn die Hörverarbeitung findet im Gehirn statt.
Die Ohren hören, aber mit dem Gehirn verstehen wir erst. Verschlechtert sich die Hörleistung, führt dies oft zu Fehlinterpretationen und Informationslücken. Vor allem bei Sprachinformationen kann dies von großer Bedeutung sein und zu Missverständnissen führen. Das Gehirn muss sich mehr anstrengen, um dies auszugleichen. Als Spätfolge kann sich eine Hörentwöhnung einstellen. Wenn dann eine Hörgeräteversorgung erfolgt, kann die Akzeptanz gegenüber der Hörhilfe zunächst sehr gering sein, da alles gefühlt nur lauter ist. Das Gehirn muss erst lernen die Signale wieder korrekt zu verarbeiten.
Es gibt aber eine Vielzahl an Hörstörungen, die auch ohne Hörverlust das Verstehen und die Hörzufriedenheit beeinträchtigen können. Solche Hörstörungen sind zum Beispiel Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen bei Kindern und Erwachsenen, Hyperakusis und Filterfunktionsstörungen (chronischer Tinnitus). Eine Hörstörung kann nicht vollkommen geheilt aber gelindert werden.
Durch die Hörtherapie können die Hörverarbeitungsstrukturen gekräftigt und wieder integriert werden.
Im Alltag zeigt sich dann zum Beispiel, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf wichtige Informationen länger halten, Gesprächen in lauter Umgebung besser folgen, Signale von verschiedenen Richtungen schneller identifizieren und zuvor unangenehme (Ohr-)Geräusche ausblenden können.
In der Hörtherapie werde ich gemeinsam mit Ihnen in einem ausführlichen Beratungsgespräch und mit fokussierten Fragebögen Ihre aktuelle Hörsituation erheben. Für die weitere Testung und die eventuell anschließende Hörtherapie arbeiten wir mit dem Clever-Fox-Training. Mit Hilfe dieses effektiven Hörtrainingsprogramms werden zunächst die Ohren einzeln und im Verbund getestet. Dadurch erhalten wir Aufschluss darüber, ob eine Hörstörung vorliegt und welche Bereiche der Hörverarbeitung betroffen sind. Auf Ihre Ergebnisse kann dann die anschließende Hörtherapie individuell abgestimmt werden.
Das Clever-Fox-Hörtraining dauert je nach Hörstörung 6-12 Wochen und beinhaltet eine tägliche Höreinheit von 60-90 Minuten aktives Zuhören (zum Beispiel beim Fernsehen oder Hörbücher hören) mit Hörgeräten in Therapieeinstellung und anschließender Klangtherapie zur Entspannung. Durch diese Anspannungs- und Entspannungsphase lernt das Gehirn am effektivsten. Während dieser Zeit erhalten Sie zudem wöchentlich bei mir eine Kontrolle, ein Training mit Auswertung sowie eine Beratung (ca. 45-60 Minuten). Der Therapieverlauf kann durch die wöchentliche Trainingseinheit statistisch erhoben und sichtbar gemacht werden.
Die Hörtherapie kann bei folgenden Hörstörungen und Erkrankungen angewendet werden:
Hörentwöhnung bei Hörgeräte- und Hörimplantateversorgung
Hyperakusis
chronischer Tinnitus
Morbus Menière
Hörsturz und Knalltrauma
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung
Stresssyndrom und Konzentrationsstörungen
Schlafstörung
Melden Sie sich bei Interesse oder Rückfragen zur Hörtherapie gern bei mir für ein erstes Beratungsgespräch.
Hörtherapie bei chronischem Tinnitus
Tinnitus ist keine Krankheit sondern ein Symptom, welches unterschiedliche Ursachen haben kann. So gibt es die Unterscheidung zwischen einem Tinnitus aurium und einem Tinnitus cranii.
Der Tinnitus aurium entsteht auf Grund eine Beschädigung im Innenohr und wird in der Regel im akutem Stadium vom HNO-Arzt behandelt. Im chronischem Zustand kann der Hörgeräteakustiker mit Spezialisierung auf Tinnitus meist weiterhelfen, da ein Hörverlust vorliegt.
Akut bedeutet hier, dass die Ursache noch aktiv ist. Der Tinnitus verändert sich dann nicht nur in der Lautstärke, sondern auch im Klang. Beim chronischen Tinnitus ist der Klang gleichbleibend und nur die Lautstärke variiert.
Beim Tinnitus cranii entsteht die Geräuschwahrnehmung im Kopf, welches ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein kann. Neuronale Informationen werden als Höreindruck falsch gedeutet und als Ton, Rauschen oder Brummen wahrgenommen. Möglich Ursachen können Nervenschädigungen (tonaler Tinnitus), Hormonschwankungen (rauschender Tinnitus) oder Probleme im Kiefergelenk oder Atlaswirbel (brummender Tinnitus) sein.
Auch hier ist es wichtig zu unterscheiden, ob der Tinnitus akut oder chronisch ist.
Ist der Tinnitus cranii noch akut, dann können Spezialisten wie Physiotherapeuten, Chiropraktoren oder Kieferorthopäden oftmals helfen.
Bei einem chronischen Tinnitus cranii kann ein Hörtherapeut Linderung schaffen, da die Ursache nicht mehr akitv ist und dann an der Wahrnehmung im Kopf gearbeitet werden sollte.
Eine Kombination aus Tinnitus aurium und Tinnitus cranii ist ebenfalls möglich.
Somit ist es unerlässlich zunächst in einem ausführlichen Beratungsgespräch zu analysiert, ob die angebotene Hörtherapie für Sie die gewünschte Verbesserung schaffen kann. Da die Ursachen eines Tinnitus so vielseitig sein können, kann das Beratungsgespräch auch dazu dienen, passend zu Ihrem Tinnitus, über weitere Behandlungsmöglichkeiten zu sprechen.
Sollte die Hörtherapie in Frage kommen, wird mit Hilfe des 12-wöchigen Anti-Tinnitus-Programmes bei einem chronischen Tinnitus die Wahrnehmung so konditioniert, dass das Gehirn lernt das Ohrgeräusch als unwichtig einzustufen und es schließlich ignoriert.
Ich berate Sie gern ausführlich dazu.
Hörtraining bei Hörentwöhnung
Oft ist die Hörentwöhnung der Grund für die geringe Trageakzeptanz eines Hörgerätes. Das gehirn muss sich erst nach und nach an die neue Situation gewöhnen. Wenn Sie mit Hörgeräten oder bimodaler Versorung (Hörgerät und Cochlea-Implantent) technisch gut versorgt sind, aber dennoch oft Ihre Grenzen spüren beim Verstehen in lauter Umgebung, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben, Probleme bei der Orientierung, eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen oder das Hören Sie sehr anstrengt, dann unterstütz ein Hörtraining Sie dabei die Hörverarbeitungsstrukturen wieder schrittweise aufzubauen. Die Hörentwöhnung sollte behandelt werden, damit Sie den möglichst besten Nutzen aus Ihren Hörhilfen ziehen können.
Während der 6- bis 8-wöchigen Hörtherapie werden die Bereiche der Hörwahrnehmung und Hörverarbeitung geprüft und Defizite mit gezielten Übungen bestmöglich abgebaut.
Das generelle Ziel des Hörtrainings ist, dass sich das zentrale Hören verbessert und sich mehr Hörzufriedenheit einstellt.
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)
Die AVWS ist eine Hörstörung ohne Vorliegen eines Hörverlustes.
AVWS betrifft nicht allein Kinder und Jugendliche. Auch Erwachsene können eine temporäre AVWS zum Beispiel auf Grund langanhaltender Stresssituationen entwickeln. Das Erfassen sprachbezogener Fähigkeiten ist betroffen. Wichtige Informationen können durch fehlende Konzentration meist nicht mehr vollständig erfasst werden, die Merkfähigkeit nimmt ab oder das Sprachverstehen in lauter Umgebung ist schwieriger als vorher.
Eine oder mehrere Teilfunktionen (Lokalisation, Sprachfokussierung & -differenzierung, Filterfunktion und Lateralisierung) können betroffen sein.
In der 6-wöchigen Hörtherapie werden die jeweils betroffenen Teilbereiche gezielt trainiert, sodass sich eine Verbesserung einstellen kann.
Hyperakusis
Hyperakusis ist eine krankhafte Überempfindlichkeit gegenüber Umweltgeräuschen, welche auf eine Überreizung des Innenohres zurückgeführt werden kann. Betroffene Empfinden Geräusche als zu laut, ob wohl sie objektiv nicht zu laut sind. Unterformen der Hyperakusis sind die Misophonie (die Überempfindlichkeit nur bestimmter Geräusche) und die Phonophobie (Angst bestimmte Geräusche zu hören). Ein daraus folgendes erhöhtes Stresslevel kann Schlafstörungen begünstigen und sogar einen Burnout zur Folge haben.
Mit einem 8-wöchigen Hörtraining können Sie Ihr Hören entstressen und die störenden Geräusche verlieren an Relevanz. Ihr Fokus kann sich dann wieder auf die wesentlicheren Informationen richten.